Lyrik - Leben mit ME/CFS - Stille
Die Notwendigkeit der Stille
Die Verarbeitung der Sinnesreize funktioniert nicht mehr so wie beim gesunden Menschen…Licht, Gerüche, Geräusche, Informationsverarbeitung, die Koordination beim Gehen, Zuhören, Sprechen….all das benötigt Energie die ein cfs-Kranker so nicht mehr zur Verfügung hat.
Selbst TV Sehen, Bücher lesen oder gar Musik hören kann den jeweils vorhandenen Energiepegel übersteigen und was tut man dann? Was tut man, wenn man nichts mehr tun kann? Was tut man um vorhandene Symptome wie Herzrasen, Fiebergefühle, Neigung zur chronischen Hyperventilation, Brainfog (eine starkes Benommenheitsgefühl im Gehirn), Lähmungsgefühle und andere Erscheinungen wieder beruhigen will?
Oft bleibt nur der Rückzug in die kontrolliert wiederkehrende Stille mehrmals am Tag – das Liegen reicht hier aber nicht aus – auch der Geist muss zur Ruhe kommen – ansonsten feuert das Gehirn weiter mit Energie die es eigentlich schon nicht mehr hat – diese Stille zu lernen….dieses gezielte zur Ruhe zu kommen…dieses nicht darüber Nachdenken was nicht mehr ist oder gar was noch kommen wird – und zwar nicht was den Zeitraum der nächsten Wochen sondern Monate und Jahre betrifft – ist quasi überlebensnotwendig um dieser Zeit noch etwas Lebensqualität abzugewinnen – um dem Körper immer wieder die Gelegenheit zu geben seine Arbeit zu tun und sich mit „gegebenen Mitteln“ noch so optimal wie es geht zu Versorgen und wieder aufzubauen…für die nächsten Schritte ins Bad….die nächste Mahlzeit….ein Gespräch mit einem lieben Menschen…
In der Stille zu Verweilen, mit den Zellen zu atmen, sie zu durchwandern, im Augenblick zu sein wie er ist, - darin ist auch ab und an etwas Schönes zu finden…darüber möchte ich schreiben – das Leben besteht mit cfs nicht mehr aus einer Linie – eher aus Punkten – kleinen geschenkten Zeiten der Entspannung – der Ruhe - das Verhältnis zur Zeit wird ein anderes – der Geist muss ablassen von dem was er gelernt hat, wie er erzogen wurde, was ihm in den Medien vorgegaukelt wird…es ist jetzt eine andere Zeit…eine Zeit des täglichen Überlebens und des immer wieder Erlebens von Zentrierung die außerhalb der Zeit geschieht…..
Mein Körper ist nicht mehr
Das ausführende Organ
Meines Willens
Mein Körper ist eher gleich einem
Kokon
In dem mein Geist webt
Eines Tages frei davonzufliegen
Ich liege im Winterschlaf
Vielleicht einfach nur länger
Als andere
Manchmal den inneren Kosmos
Finden
Die Unendlichkeit
Die Vibration der eigenen Zellen
Ihren unermüdlichen Kampf
Diese Inkarnation am Leben zu halten.
Den Geist stillhalten
Damit der Körper ruhen kann
Tagelang
Für die nächsten kleinen Schritte Die äußere Welt
Erwartet
Eine bestimmte Art von Bewegung
Im langsamen Zerrinnen der Zeit Die innere Welt
Erkenne ich radikal an Harrt bewegungslos
Dass ein Atemzug Will nicht
Zum nächsten Augenblick führt Den kleinsten Strahl versäumen
Dass ein Atemzug Wenn es Raum gibt
Zum nächsten Augenblick führt Zwischen den Horizonten
Und immer so fort
Und immer so fort
Manchmal darf ich meinen Kopf in den Schoß meines Engels legen
Manchmal durchdringt seine Ruhe mich ganz
Sanft hält er meinen müden Körper
Und wie kaum ein Mensch
So weiß er um mich
Und darin bad ich in meiner Gänze
Darin schwing ich in meiner Gänze
Darin erheb ich mich
Doch sanft schaut der Engel auf mich
Und ich weiß es zu deuten
Und mit all seiner Liebe
Kehr ich zurück
Zur Liegenden
Im Alleinsein
liegt alles offen
Dämonen
kommen und gehen
kein Spiegel
ist klarer als
das
Die Begegnung mit dem eigenen Selbst - ist in diesen Stunden der Stille
- der Ereignislosigkeiten radikal