Macht uns das stetige Wachstum des Bruttosozialproduktes.....

...tatsächlich wohlbeständiger?

 

Das Bruttosozialprodukt spiegelt die Summe aller Güter und Dienstleistungen wieder, die in der jeweiligen Landeswährung einer Volkswirtschaft innerhalb eines Jahres hergestellt werden, mithilfe der Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Boden. Dabei ist der Träger des Faktors Arbeit die auf Einkommenserzielung ausgerichtete Tätigkeit des Menschen.
Die Suggestion: Wenn das Bruttosozialprodukt eines Landes steigt, geht es allen darin lebenden Menschen gut. Aufgebaut ist das Ganze auf Gewinnmaximierung (von wem) und die Herstellung vieler, vieler Güter und das Konsumieren vieler, vieler Güter.
Jetzt ist es aber doch so,…dass das wiederum viele, viele Probleme aufwirft und die Gleichung, wie angedacht, auch gar nicht aufgeht.

 

Albert Einstein wird der Satz zugeschrieben:  

 

„Wir können die Probleme von heute nicht lösen mit dem Denken, durch das die Probleme von  heute entstanden sind.“

 

Ich würde mir wünschen, dass sich Politiker und Menschen, die in der Lobbyarbeit tätig sind oder Interessensvertretungen betreiben,  genauso wie Unternehmer und Banker, die ganze Wirtschaftskreisläufe kreieren und diese am Leben halten, sich die Frage stellen:

 

 

 
stetiger Wirtschaftswachstum, die Steigerung des Bruttosozialprodukts und leistungsdefiniertes Auskommen (ja nachdem welche Art von Leistung in der Wirtschaft als entlohnungswürdig definiert wird) – werden uns mantraartig als Gleichung für das Wohlergehen des Menschen dargelegt (unermüdlich) – bis wir selbst auf keine andere Idee mehr kommen.
Was wäre aber wenn anstelle der Gewinnmaximierung (mit oft sehr verkürztem Denken – was Folgen für unsere Umwelt, Klima, Gesundheit…(Ab)-nutzung billiger Arbeitskräfte im Ausland, Einmischung in deren Strukturen…gesundheitsgefährdende Arbeitsstellen im In-und Ausland…) – im Hintergrund jedes Handelns, das Wohlergehen der Menschen und ihrer Umwelt und Arbeitsbedingungen läge?
Was ist, wenn Wachstum von Wohlstand nicht gleichbedeutend ist mit mehr Konsum und Verbrauch – diese globale Gleichung geht einfach nicht mehr auf! Das haben auch viele verstanden...aber welche Handlung resultiert daraus?
 
Was wäre, wenn es wie Harald Hüther (Neuorbiologoe) so pragmatisch formuliert:

 

Wachstum breitfächiger gesehen wird und zwar auch Wachstum an:
  • Gesundheit (und zwar durch Prävention – eine gesündere Umgebung, gesündere Arbeitsbedingungen, Ausräumen von Existenzängsten durch innovative Ideen, durch menschliche Leitbilder und nicht alleinig der Wirtschaftsfaktor „Arbeit“ im Menschen gesehen wird…und daraus sein Wert abgeleitet wird!)
  • Wohlbefinden
  • Freiheit
  • Existenzsicherheit
  • Information
  • Vielfältiger Zugang zur Bildung und Förderung
  • Ressourcenschonendem Vorgehen
  • Giftfreierem Boden, Wasser, Luft, Nahrung, Wohnung, Produktionsstätten….
 

Das Ziel bestimmt die Art des Weges.....

 

Wie lange werden aber noch „Kollateralschäden“ in Kauf genommen – für das viel zu eng gedachte Konzept des stetigen Wirtschaftswachstums (das oft auch auf Kosten anderer Wirtschaftswachstüme in anderen Ländern geht)
Exkurs: Kollateralschäden….“Ein nichtbeabsichtigter Schaden der unausweichlich war (?)“ – durch die „Nichtbeabsichtigung“ – werden Handlungen die Schaden zufügen (an Mensch /enrechten, Umwelt, Tier…) gleich mit entschuldigt und gerechtfertigt….Unausweichlich – mag es bei einer Rettungsaktion sein (von englisch collateral damage; aus dem Lateinischen collateralis für seitlich oder benachbart) aber unausweichlich ist es weder beim Militär, beim Arbeitsschutz, bei der Produktion von Gütern - ….und…unbeabsichtigt bedeutet nicht zwangsläufig „auf keinen Fall vermeidbar“ – der Soziologe Zygmunt Bauman – spricht hier von „ethischer Blindheit“ (mehr dazu in seinem Buch „Leben als Konsum“ in denen er die individuellen und gesellschaftlichen Kollateralschäden des Konsumismus beschreibt.

 

Das Ziel bestimmt die Art des Weges….wie wäre der Gedanke:

 

Jenseits der alleinigen Steigerung des Bruttosozialproduktes; wie wäre es mit der Steigerung des menschlichen Wohlbefindens – unabhängig von Nationalität und Leistungsfähigkeit?
Und Wirtschaftswachstum zum Preis der Umwelt, miserabler Arbeitsbedingungen von Menschen(auch hierzulande; siehe Veröffentlichungen von Werner Maschewsky - Risikoberufe für mcs und Kindern in anderen Ländern, unserer Erde, unserem Mutterboden, unserer Luft, unserem Wasser? Wie lange soll diese Gleichung aufgehen?
Einflussreiche Marketingfirmen erhöhten das Bruttosozialprodukt in dem sie weltweit (wer mag kann gerne googeln - GfK) die Mark-Performance von so jedem Produkt das in der Oberliga spielen will optimieren. Hier wird die sogenannte purchase journey (Informations-, Such und Kaufentscheidungsprozesse) analysiert und ständig optimiert.
  • Glauben wir wirklich noch – wir wären objektiv?! Und informiert?! Schaffen wir noch eine Distanz zu unseren „Bedürfnissen“ die wir „befriedigen“ wollen – und dass wir mit Freiheit und Individualität gleichsetzen!

 

Klar wollen wir niemandem schaden – uns nicht, der Umgebung nicht und der Umwelt (im Moment) schon gar nicht…und trotzdem…wissen wir…wie sich Bedürfnisse in uns entwickeln? Und ja…im Moment sind die Medien fleißig beim Imagewandel…und der Konsument kommt sich schon extrem bewusst vor…und trotzdem schaffen wir es noch zu ignorieren - was unser Handeln im Hintergrund bewirkt! Greenwashing als Imagewandel und zur Beruhigung der fast schon ein bißchen aufgewühlten Bevölkerung.
Ständig wird sich damit beschäftig wie neue Bedürfnisse in uns so konstruiert werden können, dass wir glauben, das entspränge wirklich aus unserem eigenen Inneren. Um diese Bedürfnisse zu befriedigen – mit denen uns ein glückliches Leben suggeriert wird oder einfach unhinterfragte Gesetzmäßigkeiten…alles muss miteinander kompatibel sein…die Datenmenge muss schneller sein…es ist wirklich alles zu unserem Besten…

 

... es kommt die nächste Gleichung ins Spiel:

 

Unsere bisherige Einstellung zum Begriff; Arbeit:  
Die sogenannte Erwerbstätigkeit ist gekoppelt mit dem Erwerbseinkommen.  (Leistung soll belohnt/entlohnt werden (oder im Falle gesundheitsschädigender Arbeiten eher entschädigt werden)) Damit gemeint ist aber nur die bezahlte Arbeit – während die unbezahlte Arbeit kein Einkommen erzeugt (und auch kein Gefühl – eine Leistung erbracht zu haben) – eher ein mögliches Einkommen sogar mindert oder gar gefährdet.
UND – tatsächlich das Bruttosozialprodukt n i c h t erhöht! Weil es keinen „Geldwert“ hat! Genauswenig wie Prävention in der Gesundheit oder im Wohlbefinden der Bevölkerung…das kann nicht berechnet werden!

Unbezahlte Arbeit wie: Erziehung, Haushalt, ehrenamtliche Tätigkeit, Arbeit in Vereinen oder kulturellen Projekten, soziales, künstlerisches Engagement, Pflege von kranken oder alten Angehörigen und sehr viel unterbezahlte Arbeit…Kindergarten, Krankenhaus, überlastete Bildungseinrichtungen….Altersheime, Hospize….

Eine Mutter die ein Kind geboren hat und zunächst zu Hause bleibt ist arbeitslos(!) – wer einen Sterbenden betreut und "nebenher" nicht arbeitet;  ist arbeitslos (!), wer unentgeltlich mit Kindern und Jugendlichen Sport oder andere Aktivitäten anbietet und zusätzlich nicht arbeitet;  (ist arbeitslos!)… u n d er steigert damit n i c h t das Bruttosozialprodukt!
Weil durch diese Arbeit kein „Mehrwert“ zugestanden wird…erst dann…man siehts ja jetzt mit der Verpreisung des Klimas…erst dann…erst dieser „Lenkmechanismus“…setzt Aktionen frei…zumindest die vielleicht die die Wirtschaftskreisläufe lenken (bleibt zu hoffen)…aber wo bleibt der Zuwachs an Wissen und Bewusstheit?
Anstatt dass ein Staat und die Unternehmer darin wachsen, das Erwerbsleben den Menschen anzupassen – muss der Mensch sich stetig dem Arbeitsmarkt anpassen…dabei werden die daraus resultierenden Ängste oder gesundheitliche Schäden billigend in Kauf genommen:


Existenzängste aufgrund von:

  • Arbeitsplatzverslust
  • Arbeitsplätzen die gesundheitsschädigend sind...aber nicht verlassen werden können
  • Fehlende Individualisiert Möglichkeiten in Sachen Arbeitszeiten...
  • fehlender Bildung oder Förderung
  • Verlust der Erwerbsfähigkeit
  • Wegrationalisierung
  • zu Alt
  • nicht Stressresistent genug
  • Überlastung durch Personalmangel und der Druck (in den Pflege und Gesundheitsberufen) – nicht mehr verantwortlich arbeiten zu können
  • Zeitverträge
  • Krankheit
  • Einen Angehörigen zu pflegen..
  • Kinder zu erziehen…  

 

…und wer um seine Existenz kämpfen muss – hat wenig Raum für kreative Impulse oder fürsorglichem Handeln und manchmal frage ich mich...ob das nicht auch irgendwie gewollt ist..- zumindest wird es billigend in Kauf genommen - oder auch einfach nicht weit genug gedacht!

 

Das Ziel bestimmt die Art des Weges....

 

Warum also mal nicht den Gedanken zulassen

"Ich habe ein Einkommen, um arbeiten zu können", nicht "Ich arbeite um ein Einkommen zu erhalten". Zitat von Prof. Götz Werner (DM-Kette-Gründer)
…oder wer nicht mehr arbeiten kann…ich habe ein Recht auf Existenzsicherung weil ich als menschliches Wesen meinen Wert nicht verdienen und berechnen lassen muss!
…oder wer nur noch wenig arbeiten kann…kann und darf auch dieses Wenige tun…
…oder wer sich privat um andere Menschen oder Angehörige kümmert – kann dies tun ohne dass seine Existenz gefährdet ist…

Doch an der Idee des Grundeinkommens scheiden sich die Geister, dabei soll es nur die grundsätzlichen Lebensbedürfnisse sichern, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Die meisten Menschen haben jedoch Bedürfnisse darüber hinaus, für die sie dann ohnehin arbeiten müssten und würden. Dies würde auch dazu führen, dass sich Arbeitgeber ihr Unternehmen attraktiv machen müssten für den Arbeitnehmer und nicht umgekehrt.

Es bliebe mehr Zeit für Kreativität und ehrenamtliche Tätigkeit…die einen immens wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden (und damit auch zur Leistungsfähigkeit) einer Gesellschaft leistet.
Es erfordert eigenständiges Denken…der bewusste und nicht vorgeschriebene Umgang mit der menschlichen Lebenszeit und wirft auch Fragen auf wie;

 

 

 

Ich fände es sehr hilfreich…wenn sich dies der Einzelne aber auch die Menschen die Frage stellen, die wirtschaftliche oder politisch lenkende Funktionen haben!

Schulfächer wie: Gesundheitsvorsorge und Stressmanagement, Selbst-Bewusstheit, Wahrnehmung, Reflektion und Kommunikation, kreatives innovatives und globales Denken, Umweltbewusstsein, Umgang mit Emotionen, Forschungsgeist, Neugierde …wären auch nicht schlecht… und zwar für alle Schularten!!!

 

…das Ziel, die Vision bestimmt die Richtung und öffnet Türen für neue Möglichkeiten....

 
Bis dahin bleibt nur für den Einzelnen, soweit dass seine Lebensumstände gerade zulassen, sich zu fragen:

 

  • Was für ein Mensch will ich sein?
  • Für meine Mitmenschen, für meine Umwelt, für mich selbst?
  • Welches ist unser eigentliches inneres Ziel? (Wenn wir mit allem versorgt wären, was wir bräuchten)
  • Was wählen wir im täglichen Leben…überwiegend die Angst oder Wut – oder suchen wir auch Wege des Friedens?
  • Suchen wir die Antwort immer beim Andern oder auch bei uns selbst?
  • Können wir uns selbst aushalten? Oder sind wir so dauerberieselt? Wollen wir das so?
  • Verstehen wir die Mechanismen unserer eigenen Konditionierung und finden wir Lücken für Veränderungen
  • Sind wir noch neugierig?

 

Wohin wollen wir? Was ist unsere innere (ethische) Ausrichtung? Als Gesellschaft? Als einzelne Person? Haben wir genug Informationen um wirklich bewusst entscheiden zu können und wenn nicht, wie können wir das ändern!

Quellen und Gedanken:
https://utopia.de/gerald-huether-hirnforscher-das-leben-besteht-nicht-darin-sich-irgendwelche-konsumbeduerfnisse-zu-erfuellen-51507/
http://blog.freiheitstattvollbeschaeftigung.de/

https://www.mein-grundeinkommen.de/
Zygmunt Bauman; „Leben als Konsum“- Hamburger Edition- Deutsche Ausgabe 2009

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