Sehnsucht

 

 

Gedanken zwischen den Jahren 2018-2019

 

Inspiriert durch ihre Betrachtungen zum Thema Sehnsucht auf ihrem Block "Lebenstrotz" von Elisa: lebenstrotz.de/gedanken-ueber-die-sehnsucht/

 

 

Antoine de Saint Exupéry schreibt in  "Die Stadt in der Wüste":

„Sehnsucht nach Liebe ist Liebe.“

 

Bedeutet das dann auch, dass die Sehnsucht nach Leben auch Lebendigkeit heißt? Am Leben bin ich – und auch nicht rastvoller oder rastloser als andere (gesunde) Menschen…Menschen die „da draußen“ leben.

 

Aber dieser Schmerz nach Leben schwellt immer wieder auf – vielleicht jetzt so zwischen den Jahren besonders. ….Elisa schreibt auf ihrem Block Lebenstrotz in ihrem wunderbaren Artikel….. „Wenn wir nicht beim Träumen und beim Trauern darüber, was nicht geht stehen bleiben, sondern unsere Sehnsüchte immer mehr auch als Wert an sich, als Ausdruck einer starken Liebe zum Leben und zu anderen Menschen fühlen können, werden wir durch unsere Sehnsüchte nicht ärmer, sondern reicher“

 

Jetzt so im Abgang des alten Jahres und im Übergang ins neue Jahr – und das trotz (oder wegen?) manch gesundheitlicher Veränderungen – spür ich diese Sehnsucht so stark – fast wie ein inneres Getriebensein – aber wohin?

 

Da tun mir diese Worte gut und machen mir Sinn….

 „Was ich ersehne, das ist in meinem Herzen. Es gehört mir ganz und kann mir nicht geraubt werden.“

aus einem Buch von Anselm Grün

 

Heißt das – dass dieser innere Schmerz – dieses Sehnen – dieses Suchen nach Lebendigkeit – in mir ist…und mir nicht geraubt werden kann?!

 

Nach so vielen Jahren – jetzt im Rückzug – geht das Leben draußen einen Gang den ich oft nicht mehr verstehe – ich selbst bin im Vakuum geblieben – in der Beobachtung meiner Selbst und der Wege der Anderen – ich kann mich aber nicht wirklich mitteilen – was dieses Leben im Vakuum mit mir gemacht hat.

 

Ich kann mich für kurze Zeiten (in Begleitung – aber das fällt ja nicht auf, da es mein Partner ist) quasi schon etwas normal verhalten. Bevor ich in meine Welt zurückkehre…aber dieser Wechsel der Welten ist nicht einfach – es hat mich verändert diese Zeit – nicht nur die Erkrankung – aber auch ihre Begleiterscheinungen.

 

 

 

 

Trotzallem bin ich am Leben. Vor acht Jahren – erkrankte auch mein vorheriger Partner (Asbestose) – sein Leben war in wenigen Monaten beendet…sein Schmerz es zu verlieren war groß. Ich bin noch am Leben – und frage mich wie sich Lebendigkeit eigentlich anfühlt…im Sommer und Frühling frage ich mich das weniger…vielleicht fehlen mir ganz simpel die Botenstoffe von Luft und Wärme und Licht.

 

Vielleicht ist es ein Warten durch die Winterzeit und da ich gefühlt schon viele Jahre warte, nicht warte – aber harre – auf was? Ich habe den Plan meiner Wünsche verloren – weil ich nicht mehr die Person bin – die ich vor meiner Erkrankung war….ich kann die Welt nicht mehr sehen, wie ich sie vorher gesehen habe und ich habe mich viel und lange mit meinem Selbst beschäftigt und der Frage was dieses Selbst (eines jeden Menschen) eigentlich ist….Zeit hatte ich genug – mehr Retreat geht nicht.

 

 

Aber in sehr, sehr vielem reflektieren wir unsere alten Muster und Sehnsüchte – Tag um Tag….wenns gut läuft….fühlen wir uns gut (im flow) wenns anders läuft wieder nicht so…und so – immer wieder von vorn, von vorn,….wenn ich Schmerzen habe, bin ich sehr beschäftigt – aus diesem Symptom wieder herauszukommen – seine Botschaft zu verstehen – mich zu kümmern, dass es dem Organ und damit mir wieder besser geht…wenn sie weg sind – bin ich kurzweilig froh. 

 

 

Trotzallem – meinem Gehirn droht (trotz offensichtlicher viel zu schnellen Überforderung sehr oft die Unterforderung) auch ein Gehirn will beschäftigt sein….nicht mehr krank genug um ständig in Trance oder Dämmerung zu sein, nicht gesund genug, um mich länger mit etwas auseinanderzusetzen.

 

 

Wie man sieht…ich zumindest, benötige den baldigen Frühling und Sommer…die Farben, das Licht, die Sonnenstrahlen, das Spiel des Wachsens der Pflanzen…und so bringe ich mein Herz und mein Hirn über die rauhen Nächte….und halte mich daran fest…dass das wonach ich mich sehne…längst in meinem Herzen ist.